Info Dieser Beitrag entstand zuerst als Antwort auf der Frage-und-Antwort-Plattform Quora. Er wurde mit allen Fehlern und Tippfehlern ins Blog übernommen. Fehler und Tippfehler in der Frage sind die Fehler des ursprünglichen Fragestellers

Nun, die USA hat seit jeher sehr starke geopolitische Interessen.

Es handelt sich um eine große Nation, mit finanzieller Macht und spätestens seit dem zweiten Weltkrieg sah sie sich selbst auch so ein bisschen als “Weltpolizei”.

Die USA hat wirklich coole Dinge angestoßen. Teile unserer Verfassung wurde von den US-Besatzern inspiriert.

Was diesen Punkt apart macht: Es wurde eine Ethik und ein Menschenbild vermittelt, dass zu der damaligen Zeit sehr weit von der Lebensrealität der USA, und dem brutalen Rassismus der Südstaaten, entfernt war.

In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg, also im Verlauf des kalten Krieges, hat die USA immer wieder ihre eigenen Interessen durchgesetzt und die liefen unter der großen Überschrift: Den Kommunismus bekämpfen, wo man ihn sieht. Und alles, was entfernt nach Kommunismus aussieht.

Deswegen haben sie Regime und politische Strömungen unterstützt, die genau in die andere Richtung ausgeschlagen sind. Und das natürlich oft nicht nur, um Kommunismus an sich zu bekämpfen, sondern um den Einflussbereich von US-Unternehmen — z.B. in Südamerika — oder den Zugriff auf Ressourcen — zum Beispiel im Nahen Osten — zu sichern.

So konnten sich nicht wenige Diktatoren der Unterstützung der USA sicher sein, sofern sie zwei Dinge liefern konnten: relative Stabilität, die Handel, bzw. Zugriff auf Ressourcen möglich machte und die Bekämpfung von Kommunismus und Kommunisten. Und allem, was danach aussah.

Wenn zum Beispiel Verschwörungsmystiker vorbringen, dass die USA die meisten Terroristen der Welt ausbildete, dann ist das einer der wenigen Punkte, in denen Schwurbler mal recht haben.

Vor 9/11 galten Terrorgruppen nicht selten als Verbündete gegen, ich wiederhole mich, den Kommunismus.

Es wäre falsch zu sagen, dass den Regierungen der USA (Trump mal ausgenommen) nichts an Menschenrechten etc. läge. Aber zutreffend ist, dass die Menschenrechte als zweit- oder drittrangig angesehen werden und hinter der größeren Bedrohung — Kommunismus — zurückstehen müssen.

Über die Jahrzehnte hat leider der Kampf gegen den Kommunismus auch innenpolitische Spuren hinterlassen. Alles was halbwegs nach Gemeinwesen aussieht, wird von vielen Amerikanern abgelehnt. Wie die Krankenversicherung, ein öffentlich finanziertes Rundfunkprogramm (Deutsche kennen das öffentlich-rechtliche TV-Programm der USA nur, weil es uns die Sesamstraße brachte) oder sogar ein öffentlich finanziertes Schulsystem.

Viele Teile der USA sind inzwischen so extrem rechts-libertär und neoliberal ausgerichtet, dass sie langsam in Richtung Faschismus und dem Status eines ‘failed state’ hin abzurutschen drohen.

Gleichzeitig fliegen ihnen nie gelöste interne Probleme, wie Rassismus, um die Ohren.

Nachdem US-Politik IMMER Auswirkungen auf die Weltpolitik und auch die Weltwirtschaftssysteme hat, ist es durchaus sinnvoll, der US-Außenpolitik den einen oder anderen skeptisch-kritischen Blick zu gönnen.

Aber natürlich nicht in der Form der Verschwörungsschwurbler, für die die NATO immer schlecht ist und alle anderen Länder arme Hascherln, die von der USA in Kriege hineingezwungen werden.

Das Bittere an unserer aktuellen weltpolitischen Lage ist, dass wir mit den USA und mit Russland zwei Länder haben, die sich im Prinzip nicht mehr viel nehmen.

Russland ist eine christlich-fundamentalistische, kapitalistische Diktatur, die Minderheiten, eine freie Presse und jegliche progressive Opposition brutal und mit nicht selten auch tödlicher Gewalt unterdrückt.

Die USA sind eine tief innerlich zerrissene aber christlich-fundamentalistisch geprägte, kapitalistische Nation, in der ein Möchtegern-Diktator einmal daran gescheitert ist, die Macht zu ergreifen. Die Chancen, dass er (oder jemand aus seinem Umfeld) es beim zweiten Mal schafft, ist erschreckend groß. Minderheiten wurden hier bisher nicht gezielt unterdrückt, aber für ein Klima der Angst für einen Teil der Bürger sorgten gewachsene oft tief rassistische Systeme und Strukturen. Das “nicht gezielt” ändert sich gerade rapide. Fast jeden Tag gibt es in einigen Staaten der USA neue Gesetze, die die Rechte von LGBTQ+-Menschen beschneiden, sie effektiv aus Ämtern und der Öffentlichkeit drängen und sie zum Schweigen zwingen. Auch die Rechte von Frauen werden immer weiter beschnitten.

Die gesellschaftlichen Klimata der USA und Russlands dürften sich immer weiter annähern.

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