Du meinst vermutlich eher, ob es auch bei früheren Bewegungen für soziale Gerechtigkeit Versuche gab, diese als eigentliche Aggressoren zu framen, die die Mehrheit unterdrücken wollen?
Es ist typisch, dass priviligierte Menschen Gleichberechtigung als Unterdrückung empfinden. Entsprechend kann man bei jeder Bewegung für soziale Gerechtigkeit auch Argumente finden, dass die Forderung in Wirklichkeit zur Unterdrückung gedacht wäre.
Sehr oft kommen diese Behauptungen aus dem rechten bis rechtsextremen Spektrum, die entstehende Brüche ausnutzen wollen um eine genau entgegengerichtete Agenda zu etablieren.
So beispielsweise das Framing vom Verzicht auf rassistische Begriffe als “Political Correctness” anstatt es korrekt zu bezeichnen: Höflichkeit und Respekt.
Ebenso das Framing von Gleichberechtigung für Frauen als “Männerhasserei”. Ein Framing, dass es auch schon während der Suffragettenbewegung gab: Vicious and absurd propaganda from the campaign against women’s suffrage
Und ganz ehrlich: auch Bewegungen für soziale Gerechtigkeit in eine Tradition von Moraloffensiven wie z.B. dem Temperance Movement stellen zu wollen, ist ein solches Framing.
Der Unterschied ist: Moralbewegungen greifen ins Leben von Privatpersonen ein und versuchen ein bestimmtes Verhalten durchzusetzen, das mal direkt aber oft nur indirekt auf die Gesellschaft zurückwirkt. Wie: Alkoholverzicht, Unterdrückung von sexuellen Beziehungen vor der Ehe oder gleichgeschlechtlichen Beziehungen, Verbot von Abtreibung etc.
Initiativen zur sozialen Gerechtigkeit verhandeln den akzeptablen Umgang zwischen Menschen und die Chancen zur Teilhabe von Minderheiten neu.