Keine Idee, die den Fragestellern auf Quora zu eurozentristisch oder zu ethisch fragwürdig wäre. Und manchmal muss man eben doch was dazu sagen.

Info Dieser Beitrag entstand zuerst als Antwort auf der Frage-und-Antwort-Plattform Quora. Er wurde mit allen Fehlern und Tippfehlern ins Blog übernommen. Fehler und Tippfehler in der Frage sind die Fehler des ursprünglichen Fragestellers
  1. Es wäre ein sehr extremer Einschnitt in die persönliche Lebensplanung und freie Entfaltung der Persönlichkeit. Es ist etwas, das ich nicht nachvollziehen kann, weil ich zu keinem Zeitpunkt je einen Kinderwunsch verspürt habe, aber für sehr viele Menschen hängt das gesamte Lebensglück an Kindern. Und das durch solche Regelungen entstehende Leid lässt sich nicht wegdiskutieren.
  2. Ethik vs Eugenik. Jedes Land würde versuchen für ‘seine’ Leute die besten Konditionen herauszuschlagen. Länder mit ohnehin negativem Bevölkerungswachstum und einer hohen wirtschaftlichen Macht würden alles tun, um ihre Leute nicht spürbar einschränken zu müssen. Länder mit einem höheren Bevölkerungszuwachs würden ihre Leute aber stark einschränken müssen. Das sind mehrheitlich Länder in Entwicklungsstaaten. Das aber würde bedeuten, dass die wirtschaftlich starken Industrienationen mal wieder bestimmen, wer im Rest der Welt Kinder bekommen, also als Kultur oder Gruppe bestehen darf. Das ist Eugenik, wenn vor allem Menschen aus den Nationen eingeschränkt werden, die Menschen der Industrienationen als “zu viel” empfinden.
    Nachdem es in der Vergangenheit schon Zwangssterilisationen, Zwangsverhütung und andere Maßnahmen oft an indigener Bevölkerung gab, sollten wir das Leid, dass dieses Vorgehen ausgelöst hat, bereits mehr als gut kennen und vergangene Fehler nicht unbedingt wiederholen.
    Die ganze Idee ist eine Facette die sich an der Grenze zum Faschismus befindet und in der Ausführung auch darüber hinaus geht.
  3. Es würde eine hohe persönliche soziale Bürde für viele Menschen bedeuten. Es haben immer noch nicht alle Staaten Sozialsysteme, die Menschen im Alter absichern. In diesen Staaten sind Kinder die Altersversicherung. Würde man also eine weltweite Geburtenkontrolle einführen, es würde Altersarmut, Hunger und einen frühen Tod in vielen Teilen der Welt bedeuten.
  4. Es hat auch in China nicht funktioniert. Trotz der krassen Maßnahmen dort, wie dass “überzählige” Kinder die Schule nicht besuchen durften, hat das die Menschen nicht davon abgehalten die Ein-Kind-Politik zu unterlaufen.
  5. Da Geburtenkontrolle heute noch vor allem über den Körper der Frau funktioniert und sich kein männlicher Politiker für eine flächendeckende Sterilisierung von Männern einsetzen würde, wäre es erneut eine Entrechtung von Frauen und ihnen die Kontrolle über den eigenen Körper absprechen.
  6. Es gibt schlicht bessere und nachhaltigere Mittel:
    • Die Geburtenrate nimmt überall dort ab, wo Menschen nicht mehr so viele Kinder bekommen müssen, wie möglich, damit die Chance besteht, dass genug davon zur Alterssicherung die Kindheit überleben. Und das führt uns — genau — zu Impfungen.
      Impfungen stellen sicher, dass nicht mehr 4 von 5 Kindern an Kinderkrankheiten sterben, noch bevor sie das 10. Lebensjahr erreicht haben.
      Seit wir impfen, bekommen Menschen ein Kind, zwei Kinder, manchmal auch drei oder mehr. Aber sehr oft nur genau so viele Kinder, wie sie sich wünschen. Wir nennen das Familienplanung. Weil man mit einer fast 100% Überlebensrate bis zum 18. Lebensjahr planen _kann_.
      Während man in anderen Ländern möglichst viele Kinder bekommt um einige aufwachsen zu sehen, aber man eben nicht planen kann, wie viel man gerne hätten.
      Das ist nebenbei die Aussage des Video-Ausschnitts von Bill Gates, der von Impfgegnern genutzt wird um zu beweisen, dass Bill Gates Impfungen nur unterstützt, weil er die Menschheit reduzieren will. Ja, will er: und zwar auf eine Weise, die den Kinderwunsch und die Lebensplanung von Einzelpersonen achtet, statt ihnen Vorschriften zu machen. Die ihnen auch den Schmerz erspart, einen Teil der Kinder noch vor dem 10 Lebensjahr zu verlieren.
      Was hier ‘in bad faith’ aus einem zutiefst humanistischen, menschenfreundlichen Ansinnen gemacht wird, ist erschreckend.
    • Das Problem, dass Kinder in Teilen der Welt immer noch eine Altersversorgung sind, lässt sich nur mit wirksamen Maßnahmen angehen. Wie gesellschaftlicher Mobilität, Bildungschancen, Aufstiegschancen, sozialer Gerechtigkeit und Absicherung.
      Altersarmut zu verhindern, wäre ein solcher Schritt, der Menschen vom Zwang entbinden würde, Kinder zu bekommen. Würde man auch in anderen Teilen der Welt die Altersversorgung von Kindern abkoppeln, es würde sich nach einer Übergangsphase eine ähnliche Entwicklung einstellen, wie hier. Menschen würden vermehrt nur noch Wunschkinder bekommen, das Bevölkerungswachstum würde sinken, vielleicht stagnieren.
      Es sollte also unser Ziel sein, die Welt zu einer Welt zu machen, die solide soziale Sicherungssysteme besitzt.

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