Die Originalfrage auf Quora lautete: “Warum blieben SARS und EBOLA regional begrenzt, währens sich COVID weltweit ausbreiten konnte?”
SARS blieb nicht regional begrenzt, von daher vermittelt die Frage ein falsches Bild, von dem ich bitten würde, es zu korrigieren.
SARS
Auch SARS-1 wurde als Pandemie eingeschätzt. Allerdings hatte sie keine solch weitreichenden Folgen für die Allgemeinheit wie die SARS-CoV-2-Pandemie, das ist richtig.
Folgende Länder waren von SARS-1 Ausbrüchen betroffen:
Dazu haben zwei Faktoren beigetragen:
- An SARS erkrankte Patienten waren erst dann infektiös, wenn sie bereits Symptome zeigten. Das machte es weit einfacher infizierte und dann eben auch mit Sicherheit infektöse Menschen zu isolieren.
Bei SARS-CoV-2 wussten und wissen wir ohne einen Test nicht, wer infiziert ist, da viele Menschen keine Symptome entwickelt beziehungsweise erst Tage nachdem sie infiziert und auch infektös sind, die ersten Symptome zeigen. Bzw. können wir bis heute nur anhand der Virenlast der Tests vermuten, wer in einer infektiösen Phase ist und wer vermutlich nicht. Entsprechend konnte man nicht zielgerichtet die Menschen isolieren, die infiziert waren und dadurch dem Virus relativ rasch Einhalt gebieten, sondern es wurde auch immer unbemerkt weiterverbreitet. - Bei SARS-1 infizierten sich in erster Linie die Personen, die direkten Kontakt mit Erkrankten hatten. Es gab Ausnahmen, wie z.B. dokumentierte, kontaktlose Infektionen in einem Hotel, nachdem sich eine infizierte Person auf den Teppich des Gangs erbrochen hatte und das Erbrochene selbst notdürftig entfernt hatte. Die im Teppich verbliebene Virenlast war hoch genug, dann von Schritten aufgewirbelt und über die Lüftung verteilt zu werden.
Von solchen Ausnahmen abgesehen, war aber längerer und naher Kontakt nötig, während bei SARS-CoV-2 schon der Aufenthalt in einem Aufzug nachdem eine infizierte Person diesen benutzt hat, zur Infektion ausreicht.
SARS-CoV-2 ist weit infektiöser als SARS-1 es war, der Hauptübertragungsweg sind Ärosole, aber zum Glück auch weit weniger tödlich. Die Infektiosität und asymptomatische Übertragung von SARS-CoV-2 plus die Sterblichkeitsrate von SARS-1 wäre so der ziemliche GAU.
EBOLA
Ebola ist ein komplett anderer Fall. Hier sind die Körperflüssigkeiten von Infizierten bzw. kontaminierte Gegenstände (aka Schmierinfektionen) der Hauptübertragungsweg.
Während Aerosole mit der Luft buchstäblich überall sind und überall hinkommen, kann man die Verbreitung von Körperflüssigkeiten und kontaminierten Gegenständen leichter eindämmen.
Leichter. Nicht leicht.
Ich würde jedem mal empfehlen, darauf zu achten, wie oft man eine Türklinke anfasst und hinterher etwas isst, ohne sich vorher die Hände zu waschen. Oder eine Haltestange im Bus um dann hinterher das die Laugenstange vom Bäcker auszupacken. Etc. etc.
Daher starben immerhin beim letzten großen Ausbruch 10.000 Menschen.
Aber wenn man _wirklich_ will und _wirklich_ darauf achtet, dass aus dem betroffenen Gebiet nichts herausgebracht wird, das kontaminiert sein könnte, dann kann man einen solchen Ausbruch viel leichter eindämmen, als das bei SARS-CoV-2 der Fall war und ist. Es wäre auch bei SARS-CoV-2 gegangen, aber mit massiven Einschränkungen unter anderem des Reiseverkehrs.
Solche Maßnahmen sind hart, schränken die Freiheit der Betroffenen massiv ein und es ist schon extrem schwer, sie regional durchzusetzen. Ganz zu schweigen von International.
Auch beim letzten Ebola-Ausbruch wurden daher Mitarbeiter des WHO, die entsprechende Maßnahmen durchsetzen wollten, angegriffen und getötet oder verletzt: “Dead and injured following attacks on Ebola responders in the Democratic Republic of the Congo“
Außerdem macht Ebola als hämorrhagisches Fieber den meisten Menschen eine große Angst.
In den USA gab es teils alberne Panikreaktionen, was z.B. die Isolation zurückgekehrter Gesundheitsmitarbeiter betraf.
Während man bei SARS-CoV-2 leider zu oft nur die Parallele zu anderen harmloseren Atemwegserkrankungen zog und somit oft die nötige Vorsicht vermissen ließ — und weiterhin lässt.