Der Krieg gegen die Ukraine läuft nicht so super für Russland. Das merkt man vor allem daran, wie penetrant die Aktivitäten der Propagandisten sind. Im Moment sind sie fleissig bemüht, uns allen Angst vor einem Atomschlag und dem Ausbruch des dritten Weltkriegs zu machen.

Ein Umstand, der mir wiederum sagt, dass wir noch nie so sicher vor genau dieser Entwicklung waren, wie gerade im Moment.

Dennoch werden die immer gleichen Muster, die Putins Lakaien abhecheln, langweilig und dieser Debunk einer von Propaganda des Musters “just asking questions” musste sein.


Info Dieser Beitrag entstand zuerst als Antwort auf der Frage-und-Antwort-Plattform Quora. Er wurde mit allen Fehlern und Tippfehlern ins Blog übernommen. Fehler und Tippfehler in der Frage sind die Fehler des ursprünglichen Fragestellers

Quora-Frage: Muss der “Westen” den Zielen Selinsky’s blind folgen mit der Rückeroberung der Krimm, auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines Atomeinsatzes da ist, da sich der Kreml in der Existenz bedroht sieht?

Diese “Frage” möchte ich mal wieder als kleinen Aufhänger für einen Exkurs nehmen, um den Blick dafür zu schärfen, wie Propaganda funktioniert.

Denn diese Frage ist exakt das: Propaganda.

  1. “Muss der “Westen” den Zielen Selinsky’s”

    Im ersten Teil des Satzes wird versucht Wolodymyr Selenskyj als isolierten Machtfaktor zu etablieren. Damit soll der Eindruck entstehen, dass er für sich persönlich handelt und nicht etwa der demokratisch gewählte Präsident eines souveränen Landes ist, in dessen Auftrag er agiert. 

    Das dient gleichermaßen dem Zweck, ihn als Art gegen Windmühlen kämpfenden Narren der Art eines Don Quichot zu etablieren, als auch ihm zu unterstellen, dass er eigentlich in dieser Konstellation der autoritäre Machthaber sei, statt Putin, der genau das effektiv ist. 

    Wir haben es also quasi mit einem Doppelangriff auf die Beweggründe und den Charakter des ukrainischen Präsidenten zu tun.
  2. “den Zielen Selinsky’s blind folgen”

    Im Propaganda-Narrativ wechseln sich zwei Darstellungen Selenskyjs (und des Westens) wiederholt ab
    1. Selenskyj ist eine Marionette der USA
    2. der Westen ist die Marionette Selenskyjs
      gelegendlich kommt auch noch c) dazu:
    3. Europäische Anführer sind die Marionetten der USA (und Selenskyjs, hinter dem sie stehen)

      Das ignoriert natürlich, dass Selenskyj überhaupt keine Macht über europäische Regierungen hat und diesen ihre Aktionen nicht vorschreiben kann und verschweigt, die geopolitische Abwägung, die diese treffen, wenn sie Russland Schranken setzen. Die so ziemlich gar nichts damit zu tun haben, dem Präsidenten eines osteuropäischen Staaten zu “folgen” zu tun haben und schon gar nicht blind.
  3. blind folgen”

    Mit dieser Formulierung wird dem Führungspersonal der Unterstützerstaaten der Ukraine sowohl abgesprochen, bewusst und selbstgesteuert zu agieren, als auch den Weg und die Auswirkungen erkennen zu können.
  4. mit der Rückeroberung der Krimm

    Hier wird impliziert, dass die Krim teil Russlands sei. Dass es eben auch keine Befreiung sei, wie beim Rest der Ukraine, also keine Reaktion auf die russische Aggression, sondern eine Rückeroberung. Also im Grunde eine ukrainische Aggression wäre.

    Das ist natürlich exakt die Lesart, die die russische Propagandamaschinerie zu lanchieren versucht. Die Rechtmässigkeit der Krim als Teil der Ukraine sollte erst durch die Behauptung sabotiert werden (vorerst erfolgreich), dass die Bewohner der Krim angeblich Teil von Russland sein wollten und soll nun dadurch geschwächt werden, dass die “Rückeroberung” von Russland als aggressiver Akt gegen russisches Gebiet interpretiert werden würde.
  5. “auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines Atomeinsatzes da ist”

    Bei diesem Teil der Frage handelt es sich um den wichtigen Kern, die propagandistische zentrale Botschaft und wahrscheinlich lesen wir hier auch den eigentlichen Grund, aus dem die Frage gestellt wurde: Die “Wahrscheinlichkeit eines Atomeinsatzes” nicht mal nur die “Möglichkeit”. 

    Damit dient die Frage sehr deutlich der Angstmacherei und damit der russischen Strategie, den militärisch kaum noch zu gewinnenden Krieg in der Ukraine dadurch noch für sich zu entscheiden, in dem man westlichen Ländern, bzw. der Bevölkerung, genug Angst macht. So, dass diese genug politischen Druck aufbauen und die Unterstützung für die Ukraine versiegt. 

    Interessant daran ist ja, dass diese Behauptung vor allem auch deswegen immer wieder in die Erinnerung der Menschen des “Westens” gerufen werden muss, weil es inzwischen mehrere Situationen gab, die diese Reaktion hätten auslösen können. 

    Doch statt einem begrenzten atomaren Anschlag auf einen Teil der Ukraine, wurden die Situationen teilweise sogar heruntergespielt. Bis hin zu “Feuersicherheit missachtet”-Ausreden, obwohl alle Welt wusste, dass Russland einen massiven Schlag hat einstecken müssen.

    Und genau deswegen sind die Propagandisten in den Sozialen Medien so eifrig dabei, einen möglichen Atomschlag immer und immer wieder ins Gedächtnis der Bevölkerung zu rufen. Weil Putin, weil der Geheimdienst und alle ihre Schergen über Angst manipulieren wollen. Und weil Putin genau weiß, dass er nur verlieren kann, wenn er diese Grenze überschreitet. Daher wird es keinen Atomangriff geben. Keinen Taktischen, keinen Strategischen. Putin ist wie der gehässige Bully vom Schulhof, der kleinen Kindern vom Monster unterm Bett erzählt. Und seine Propagandisten sind seine ebenso gehässige Clique, voller mieser Charaktere, die mitmachen.
  6. “da sich der Kreml in der Existenz bedroht sieht”

    Während im ersten Teil die Beteiligung Selenskyjs nicht nur hervorgehoben wurde, sondern er quasi sogar als megalomanischer Puppenspieler aufgebaut wurde, wird im letzten Teil die Beteiligung Putins verschwiegen. “Der Kreml” sähe sich bedroht. Nicht etwa der autoritäre Diktator Putin, der sich, anders als Selenskyj, nicht im Rahmen demokratischer Prozesse bewegt, sondern der seit 22 Jahren die Politik Russlands bestimmt. 

    Hier findet, wie in fast jedem Propagandisten-Beitrag auf Quora und anderswo im Internet, seit Anfang des Krieges der Versuch statt, die Realität umzudeuten, umzukehren. Selenskyj, der demokratisch gewählte Politiker, wird dargestellt, als sei er ein megalomanischer Machthaber außer Kontrolle, während man gleichzeitig versucht Putin, dem autoritären Machtpolitiker auf dem Weg zum lupenreinen Diktator, einen Anschein von Legitimität zu verleihen.

Bitte achtet auf diese Tricks und Muster und lasst Euch nicht davon einwickeln.


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