Die SPD will einen verpflichtenden Gemeinschaftsdienst für junge Menschen einführen. Das kommt — garantiert nur ganz zufällig — gerade zu einer Zeit, in der wir ein durch die Pandemie ausgeblutetes Gesundheitssystem haben. In dem so viele ausgebildete Fachkräfte abgesprungen sind, wie kaum in der Geschichte vorher.
In einer Zeit, in der mehrere Kliniken in NRW im Streik sind, was Medien und Politik gekonnt ignorieren.
In einer Zeit, in der man darüber nachdenken müsste, die Löhne im Gesundheitssektor signifikant anzuheben, um die Berufe wieder attraktiver zu machen. Das … oder man wählt einen ganz anderen Weg und führt dem kränkelnden System junge Menschen zu, die zwar nicht freiwillig, aber dafür fast umsonst den Job machen, den andere nicht mehr machen wollen. Jedenfalls nicht zu den Konditionen.
Aber ein Schelm, wer behauptet, das sein nun ein Coup, um nicht grundlegend das System verändern zu müssen, sondern mit einem krummen Stock als Krücke und einem dreckigen Heftpflaster schlechte Arbeitsbedingungen bei niedrigem Lohn aufrecht zu erhalten.
Wie es die Krankenhauskonzerne freuen würde.
Nein, das zu behautpen wäre ja gemein.
Die Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat auch eine ganz andere Erklärung parat. Den Pflichtdienst wollen sie, weil die Gesellschaft auseinandertriftet. Weil überwiegend mittelalte und ältere Menschen in der Pandemie, oder seien wir ehrlich, seit spätestens 2015, das innere Kleinkind raushängen lassen, müssen nun junge Menschen Empathie lernen. Als einjähriges Pflichtprogramm. Aber sonst hängen die ja sowieso nur auf FFF-Demos rum.
Dazu hatte ich ein paar Worte zu sagen.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um das Blog-Archiv eines Threads auf Twitter.
Er wurde mit allen darin enthaltenenen (Tipp- und Rechtschreibe-) Fehlern übernommen.
Inhalte können inzwischen veraltet oder überholt sein.
Der Beitrag sollte immer im Kontext der Ereignisse gelesen werden, in dem der ursprüngliche Thread auf Twitter entstand.
Dann würde ich mich mal an der eigenen Nase fassen. Alle politischen Parteien, auch die SPD, war die letzten drei Jahrzehnte gut dabei mit den Fingern zu zeigen und Teile der Bevölkerung (Arme, Arbeitslose, Geflüchtete etc.) für unsere Probleme verantwortlich zu machen.
— Mela Eckenfels (@Felicea) June 12, 2022
Dann würde ich mich mal an der eigenen Nase fassen. Alle politischen Parteien, auch die SPD, war die letzten drei Jahrzehnte gut dabei mit den Fingern zu zeigen und Teile der Bevölkerung (Arme, Arbeitslose, Geflüchtete etc.) für unsere Probleme verantwortlich zu machen.
Nicht gut dabei waren politische Parteien wenn es darum ging Haltung zu zeigen und für Fehler einzustehen. Kurz, Vorbild zu sein.
Wo soll die Empathie denn herkommen, wenn “die oben” Neid, Missgunst, Hass, Empathielosigkeit und das Suchen von Sündenböcken vorleben?
Außerdem: Selbstbereicherung. Oder warum wird ein wirksames Antikorruptionsgesetz weiterhin blockiert?
Bevor ihr Menschen mit Zwangsdiensten erziehen wollt, fangt mal aktiv an, an der politischen Kultur zu arbeiten. An euch.
Ihr habt gerade zwei Jahre lang die Menschen ignoriert, die solidarische Lösungen für die Pandemie wollten, die alle Maßnahmen mitgetragen haben und oft mehr getan haben als Pflicht war.
Wem habt ihr zugehört? Wem habt ihr es recht gemacht?
Querdenkern, Impfgegnern, Schwurblern, der Wirtschaft, der INSM und dem größten schwarzen Empathieloch dieser Galaxis, der FDP.
Ihr nutzt empathische Bürger aus und fragt euch, wo den all der Hass herkommt. Statt Rückgrat gegen Destruenten zu zeigen.
Wir haben, als eines der reichsten Länder der Welt, nicht mal mehr ein funktionierendes Kathastrophenwarnsystem. So scheissegal sind wir euch.
Und die SPD so: "Huch? Wo ist die ganze Empathie hingegangen???"
Die ist aus dem Fenster. Das ihr aufgerissen habt.
Welches Land Europas ist Schlusslicht bei der Inklusion? Weil es ja die Wirtschaft direkt umbringt, wenn man sie verpflichtet eine Rampe anzubauen. In welchem Land macht sogar euer Koalitionspartner Wahlwerbung mit dem Abbau(!) von schulischer Inklusion?
Ich welchem Land wird somit Kindern mit Behinderungen immer noch Bildung, nicht nur wohnortnahe Bildung verwehrt?
In welchem Land fragt ihr immer noch Wohlfahrtsverbände, wie es sie gerne hätten und nicht MmB wie sie es brauchen?
In welchem Land ist das größte Armutsrisiko Kinder zu haben?
In welchem Land wird jeder Antrag auf Hilfen und Sozialleistungen dreimal abgelehnt, in der Hoffnung, das Anspruchsberechtigte erschöpft aufgeben?
In welchem Land ist es Behördenmitarbeitern sogar verboten über Rechte zu informieren?
Empathielosigkeit zieht sich durch die gesamte Politik, durch die gesamte Gesetzgebung und durch die gesamte Verwaltung.
Und die SPD so? "lass uns mal einen Pflichtdienst machen …"
Seid einmal der Wandel, den ihr selbst sehen wollt.
Oder wollt ihr denn etwa gar nicht?
Originally tweeted by Mela Eckenfels (@Felicea) on 12. June 2022.