Bei diesem Beitrag handelt es sich um das Blog-Archiv eines Threads auf Twitter.
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Der Beitrag sollte immer im Kontext der Ereignisse gelesen werden, in dem der ursprüngliche Thread auf Twitter entstand.
Das “Immunity Debt” oder “Immunschuld” ist im Endeffekt ein weiteres Steinchen im Mosaik des Medienversagens während der Pandemie. Erneut, statt sich mit Wissenschaftsjournalisten kurzzuschließen, wird einfach ungeprüft rausgejagt was einzelne Protagonisten behaupten.
Das Ganze wird dadurch verschlimmert, dass ich das Gefühl haben, es gibt einen medialen Push, die Pandemiemaßnahmen in ihrer Gänze für übertrieben zu erklären. Wie man sich nach 2009 medial auf das Narrativ eingeschwungen hatte, die Reaktionen für übertrieben zu erklären.
Was dann zu Filmen wie “Profiteure der Angst” führte. Eine zu einseitige Darstellung der Schweinegrippe von 2009. Wo die Frage, was denn gewesen wäre, wäre die Grippe so stark wie befürchtet, nicht oder nicht ausreichend gestellt wurde.
Es ist ein Unterschied, ob ich die Grippe als "harmloser als gedacht, aber die haben mächtig Angst geschürt um Geld damit zu machen!!!" darstelle oder herausarbeite, dass sie sich zum Glück als harmloser herausstellte, als gedacht.
Natürlich muss man sich mit Korruption in Pandemien auseinandersetzen, denn Korruption ist in allen Krisen eine nahezu unausweichliche Begleiterscheinung.
Das Problem ist, wenn Medien sich dazu versteigen, Korruption als treibende Motivation hinter Pandemiemaßnahmen zu vermuten.
Und das ohne jemals wirklich die Frage zu stellen: Was wäre, wenn der Worst Case eingetroffen wäre.
Denn das ist auffällig:
Medien tanzen um den Worst Case herum. Niemand will sich "Panikmache" vorwerfen lassen. Und niemand will den Worst Case als realistische Möglichkeit wahrhaben.
Warum?
Ich denke, weil es den Verantwortlichen und allen Beteiligten zu viel Angst macht. Persönlich. Menschlich.
Der Push zu den "war doch alles nicht so schlimm" Narrativen ist, fürchte ich, im Nachhinein ein Ruhekissen fürs eigene Gemüt.
Man will sich nicht damit beschäftigen, wie auf Kante genäht unsere Pandemiereaktionen waren.
Dass es tatsächlich hätte schlimmer kommen können.
Statt dessen wird das "gerade nochmal gut gegangen" in "war nicht so schlimm, ehrlich. Hat gar nicht gebohrt!" umgedeutet.
Das ist aber schlimm.
Alle ernstzunehmenden Wissenschaftler, die ich zu dem Thema gelesen habe, hatten eine Influenzapandemie erwartet. Die kam nicht.
Das bedeutet nicht, dass sie aufgehoben ist. Nur aufgeschoben.
Wir beginnen uns aber gerade medial in ein Märchen einzulullen, in dem der nervige kleine Junge immer "Wolf" rief, aber kein Wolf kam.
Nur vergessen wir auch das Fazit eben jenes Märchens. Dass der Wolf irgendwann doch kam. Und dann niemand mehr drauf vorbereitet war.
Die Reaktion jetzt im (nahezu) Nachhinein alles als 'war doch gar nicht so schlimm' verklären zu wollen, ist menschlich.
Aber weder ist sie aufgeklärten, selbstreflektierten Menschen aus dem Jahr 2022 würdig, noch ist sie richtig.
Das wird uns alles so in den Hintern beissen, wenn die nächste Pandemie kommt.
Desinformanten sind zu Wortführern geworden.
Fachleute sind verstummt.
Pandemiemaßnahmen gelten als schädlich.
Laufenlassen gilt als vernünftig.
Das ist die Ausgangslage, mit der wir in die nächste Pandemie starten werden.
Wir können nur hoffen, dass auch die nächste Pandemie “schwächer als befürchtet ist”, denn sonst sind wir am Arsch.
Kontext: Desinformation durch Fachleute.
Richtigstellung durch den Virologen und Immunologen Friedemann Weber:
Originally tweeted by Mela Eckenfels (@Felicea) on 7. December 2022.